Steilflug?
Einige führende Rohöl-Analysten unserer Welt gehen davon aus, dass der Kurs für Rohöl im Jahr 2020 einen neuen Höchststand erreichen könnte. Ist diese Prognose seriös? Aufgrund der steigenden Nachfrage und neuer Sanktionen Amerikas gegen den Iran, führen weltweite Ausgabenkürzungen zu einem Versorgungsengpass, der die Preise noch im Jahr 2018 antreiben würde. Für die IEA (Internationale Energieagentur) ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ölkurs einen neuen Höchststand erreicht. Wann soll das passieren, fragen Sie sich? 2020! Jedoch haben sich Prognosen dieser Art bislang nie bestätigt – warum also sollten wir diesmal auf sie setzen?
Warum 2020? US-Daten sowie die westlichen OECD-Länder (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) bestätigen: Seit 2016 gehen die Rohöllagerbestände kontinuierlich zurück. Diese Zahlen sind die wichtigsten Informationen, anhand derer festgestellt werden kann, ob dank der OPEC-Förderkürzungen tatsächlich weniger Öl im Umlauf ist. Zwangsläufig führen geringere Lagerbestände zu einem Anstieg der Preise, da das Angebot die Nachfrage nicht deckt. Jedoch sollten die Lagerbestände nicht als 100%er Indikator für das gesamte weltweite Angebot verstanden werden. Bei der Bekanntgabe der Gesamtfördermenge bezieht sich die OPEC stets auf westliche Daten, da die genauen Zahlen all ihrer Mitgliederstaaten entweder unzuverlässig sind oder gar nicht erst erfasst werden.
Die bisher landläufige Meinung lautet, dass die extremen Upstream-Ausgabenkürzungen der letzten drei Jahre den Grundstein für einen Versorgungsengpass im Jahr 2020 bereits gelegt haben. Die IEA ist dabei der wahrscheinlich bekannteste Prognostiker dieses Lagers. Die Agentur hat wiederholt darauf hingewiesen, dass seit 70 Jahren nicht mehr so wenige neue Ölquellen entdeckt worden seien. Dies bestätigte auch Alan Bannister von S&P Global Platts und betonte dabei, dass die natürliche Erschöpfung der Ölvorkommen bei 3 bis 4 Prozent pro Jahr liege.
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Tiefflug?
Die Gegenseite geht wiederum davon aus, dass der Ölpreis in der nächsten Zukunft relativ gering bleiben wird. Analysten dieses Lagers sind der Meinung, die „Ölpreis-Depression“ würde sich zunächst noch aus verschiedenen Gründen fortsetzen. Dafür wird vor allem die hohe Nachfrage verantwortlich gezeichnet, die wiederum die Suche nach neuen Alternativen fördert. Die eifrigsten Anhänger von Elektro- wie auch autonomen Fahrzeugen argumentieren, die Nachfrage nach Rohöl sei beinahe so hoch wie noch nie. Deshalb seien die Chancen für eine weitere Hausse relativ gering.
Beide Seiten zeichnen also ein ernstes und seriöses Bild für 2020. Aus historischer Sicht haben sich die meisten Kursprognosen als falsch erwiesen. Doch irgendwann wird das Angebot aufgrund von Ausgabenkürzungen und der Erschöpfung der natürlichen Ölreserven zwangsläufig zurückgehen. Deshalb könnten die Preise tatsächlich steigen. Doch viel wichtiger ist die Frage: Wird dieser Fall eintreten, bevor erneuerbare Energien auf den Plan treten?
*Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel nicht als Anlageempfehlung oder Vorschlag einer Investmentstrategie hinsichtlich eines Finanzinstruments zu verstehen ist.
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Quellen: JWNenergy, Forbes, Oilprice.com